Die Kunst des Prompting


Effektive Kommunikation mit Chat GPT & Co. für die besten Ergebnisse

Digitalisierung & Technologie, 24.10.2024

KI-Sprachmodelle wie ChatGPT sind bei vielen Menschen im Alltag angekommen, sei es privat oder beruflich. Um das volle Potenzial dieser Sprachmodelle zu nutzen, hilft es zu verstehen, wie man richtig mit ihnen interagiert. Dieser Prozess wird Prompting genannt. Im Folgenden gibt unser Prompt Engineer Sebastian Holzborn praktische Tipps, wie sich effektives Prompting einsetzen lässt, um den maximalen Nutzen aus ChatGPT oder anderen Sprachmodellen zu ziehen. Und: Er gibt einen Ausblick darauf, wie sich die Interaktion mit den Sprachmodellen entwickeln dürfte. Eines sei schon hier verraten: Es wird einfacher, natürlicher, intuitiver.

ChatGPT Prompting 

Doch zunächst ein paar Grundlagen:

Was ist GPT?

GPT steht für „Generative Pre-trained Transformer“. Damit ist ein Sprachmodell gemeint, das auf maschinellem Lernen basiert. GPT verwendet dabei große Mengen an Textdaten, um menschenähnliche Sprache zu verstehen und auch selbst generieren zu können. Diese Technologie ermöglicht es unter anderem, Texte zu formulieren, komplexe Sachverhalte zu erklären und kontextbezogene Interaktionen zu führen.

Was ist Prompting – und warum ist es wichtig?

Prompting bedeutet, eine Eingabe zu formulieren, die in das Sprachmodell eingegeben wird. Anders gesagt: Ein Prompt ist die Aufforderung, die an das Modell gerichtet wird. Dabei entscheidet die Qualität des Prompts über die Qualität der Ergebnisse. Je klarer, spezifischer und besser durchdacht der Prompt ist, desto passender und hilfreicher wird die Antwort vom Sprachmodell ausfallen.

Gerade bei komplexen Sachverhalten, spezifischen Themen oder genauen Erwartungen kann eine gezielte Interaktion mit einem Sprachmodell wie ChatGPT große Vorteile bieten. Das führt zu der Frage: Wie können wir sicherstellen, dass ChatGPT uns genau die Informationen liefert, die wir brauchen? Und: Wie zuverlässig sind diese Informationen? Hier fünf wichtige Tipps dazu:

1. Mach es zu einer echten Unterhaltung

Ein häufiger Fehler beim Einsatz von ChatGPT ist, die Interaktion als Einbahnstraße zu betrachten – eine Frage, eine Antwort. Doch ChatGPT funktioniert am besten, wenn wir es zu einem Dialog machen und ChatGPT eine Rolle geben. Anstatt eine isolierte Anfrage zu stellen, ist es besser, ChatGPT dazu einzuladen, selbst Fragen zu stellen, um sicherzustellen, dass es die Anforderungen vollständig versteht und das beste Ergebnis liefert.

Praxisbeispiel:
ChatGPT soll eine Vorlage für eine Kundenansprache erstellen. Statt einfach nur zu schreiben: „Erstelle eine Kundenansprache für eine Lebensversicherung“, können wir besser schreiben: „Agiere als Experte für Kundenkommunikation. Erstelle eine Kundenansprache für eine Lebensversicherung. Wenn du weitere Details benötigst, stelle mir gerne Fragen.“ Damit geben wir ChatGPT eine Rolle und zusätzlich die Möglichkeit, Unklarheiten vorab zu beseitigen, um eine fundierte Antwort liefern zu können.

2. Sei präzise und konkret

Je spezifischer wir den Prompt gestalten, desto genauer wird die Antwort von ChatGPT. Dabei achten wir darauf, klare Rahmenbedingungen zu setzen und alle relevanten Informationen, den sogenannten Kontext, zu liefern. Wenn wir wollen, dass eine Antwort eine bestimmte Struktur, etwa eine Ausgabe als Tabelle hat oder einen besonderen Ton verwendet, geben wir dies direkt mit an.

Praxisbeispiel:
Anstatt zu sagen: „Schreibe eine E-Mail an einen Kunden“, sagen wir: „Schreibe eine kurze, optimistische E-Mail an einen Kunden, um ihm neue Vorteile seiner Kfz-Versicherung bei unserem Unternehmen darzustellen. Verwende dabei eine vertrauensvolle Sprache. Der Kunde angelt in seiner Freizeit gerne.“

3. Ermutige ChatGPT zur Selbstbewertung und erkenne Halluzinationen

Ein nützlicher, oft noch unterschätzter Trick besteht darin, ChatGPT darum zu bitten, das eigene Ergebnis zu bewerten und Anpassungen vorzunehmen. So können wir das Modell beispielsweise auffordern, die eigene Antwort zu analysieren, auf einer Skala zu bewerten und dann basierend auf dieser Selbstbewertung eine verbesserte Version zu erstellen.

Praxisbeispiel:
„Bitte erstelle ein erklärendes Schreiben für einen Kunden, der Schwierigkeiten hat, die Bedingungen seiner Berufsunfähigkeitsversicherung zu verstehen. Bewerte danach das von dir erstellte Ergebnis auf einer Skala von 1 bis 10 und erläutere, wie du zu dieser Bewertung kommst.“

Ein Folgeprompt könnte sein: „Passe nun das Ergebnis so an, dass du es mit einer 11 bewerten würdest.“ Die 11 liegt dabei außerhalb der genannten Skala und wird uns dennoch zu besseren Ergebnissen führen.

Zudem hilft die Selbsteinschätzung dabei, Halluzinationen zu erkennen. Halluzinationen sind falsche Aussagen des Modells, die jedoch korrekt klingen. Im Regelfall liegt die Bewertung von ChatGPT bei 8 bis 9. Bei einer Bewertung von 7 oder tiefer sollte Ergebnis überprüft werden. Zudem gibt die Erläuterung Aufschluss darüber, wie gut das Ergebnis ist. Je überzeugender diese Erläuterungen sind, desto valider ist das Ergebnis einzustufen.

4. Empathie einfordern und anpassen lassen

Empathie und Verständnis spielen in unserem Leben eine wichtige Rolle. Was praktisch ist: ChatGPT agiert standardmäßig sehr empathisch und lösungsorientiert. Wir können ChatGPT auch explizit dazu auffordern, den Empathiegrad der Antworten zu bewerten und gegebenenfalls anzupassen. Damit stellen wir sicher, dass auch komplexe oder sensible Themen in einer Weise kommuniziert werden, die Vertrauen geben und Verständnis fördern. Um die typischen Formulierungen des Sprachmodells zu umgehen, genügt der Zusatz das Ergebnis als menschlich klingenden Text auszugeben. Die Großschreibung unterstützt diesen Punkt zusätzlich.

Praxisbeispiel:
„Schreibe einen Brief an einen Kunden, dessen Schadensfall abgelehnt wurde. Bewerte den Ton hinsichtlich Empathie auf einer Skala von 1 bis 10 und verstärke ihn, wenn du ihn als zu sachlich oder kühl empfindest. Bitte schreibe den Text als MENSCHLICH KLINGENDEN Text." Im Regelfall wird auch hier eine Bewertung von 8 als Ergebnis ausgegeben. Nun können wir den Text auch so anpassen lassen, dass ChatGPT den Text sachlicher schreibt: „Bitte passe den von dir erstellten Text nun so an, dass du ihn mit einer 5 bewerten würdest.“.

5. Kontext bringt bessere Ergebnisse

Je mehr Kontext wir liefern, desto besser kann ChatGPT verstehen, was wir wollen. Wenn wir zum Beispiel eine Antwort auf eine komplexe Frage vorbereiten, ist es hilfreich, wenn wir das spezifische Anliegen, den Hintergrund der Frage und den gewünschten Ton angeben.

Praxisbeispiel:
„Bitte erstelle eine sachliche und verständliche Erklärung dazu, wie Unternehmen wie Versicherungen ChatGPT nutzen können, um ihre Kundenkommunikation zu verbessern. Der Ton sollte professionell und informativ sein, da ich den Text für eine interne Präsentation verwenden möchte. Konzentriere dich bitte auf die wichtigsten Einsatzmöglichkeiten wie Kundenservice und Marketing, ohne zu tief in technische Details einzusteigen."

Soweit zu den Tipps. Doch wie ist es eigentlich um deren Halbwertzeit bestellt?

Zukunft des Promptings: Entwicklung hin zu natürlichen Gesprächen

Das Verständnis über die Funktionsweise von ChatGPT und die Fähigkeit, klare Prompts zu formulieren, sind heute entscheidend, um schnell die besten Ergebnisse erzielen zu können. Doch wie wird die Zukunft aussehen? Es wird erwartet, dass sich KI-Sprachmodelle wie ChatGPT in Richtung noch natürlicherer und intuitiverer Gespräche weiterentwickeln werden. Komplizierte und detaillierte Prompts – wie die im Artikel vorgestellten – könnten bald der Vergangenheit angehören, da die KI zunehmend in der Lage sein wird, Absichten aus natürlichen Dialogen heraus zu verstehen und die benötigten Informationen gezielt nachzufragen.

Das bedeutet für alle, dass die Interaktion mit der KI noch einfacher wird. Nutzer werden dann kein tiefes Verständnis für die Funktionsweise der Prompts aufbringen müssen, sondern können sich darauf verlassen, dass ChatGPT sie durch natürliche Gespräche versteht und zielgerichtet unterstützt. Dies würde die Effizienz erheblich steigern und gleichzeitig eine barrierefreie Nutzung für alle ermöglichen.

Fazit: Die optimale Nutzung von ChatGPT

ChatGPT ist ein leistungsstarkes Werkzeug, das uns die Arbeit und unser Leben enorm erleichtern kann – vorausgesetzt, wir wissen, wie wir effektiv mit ChatGPT kommunizieren. Mit den richtigen Prompts erhalten wir schnell die für uns passenden Ergebnisse.

Die Zukunft des Promptings wird in natürlichen, intuitiven Gesprächen liegen. Schon bald könnte der Bedarf an hochspezifischen Prompts zurückgehen, wenn die KI immer mehr Kontext automatisch versteht und nachfragt. Das bedeutet für uns alle, dass die Nutzung von ChatGPT und anderen KI-Tools noch einfacher, effektiver und zielgerichteter wird.

Unser Tipp: Probiert es doch einfach selbst aus und testet die obigen Tipps, solange ihr diese noch braucht.

Text: Sebastian Holzborn

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